
Kindlicht
Mein Sonnenblick, in Hoffnung getaucht,
kauert knietief im Sog deiner Stimme,
weitet sich randlos unter meine Lider.
Vor den Toren meiner Seele
hallt das Echo
deiner kalkulierten Worte,
treibt ROSENROTES aufs Gesicht
und salutiert,
federleicht,
dem Lid zum Schlag.
Hoheit strauchelt, blutentleert, bis in die letzte Zehe.
Schnee von gestern
setzt den Fuß in Deine Stapfen,
kindlich leicht werfe ich Schatten
nach deiner verlorenen Hand.
KAINSMAL I
Ja Ja Ja, ein fünffach Ja!
dies Leben ist ein Fluch!
Vom Sinn entleert,
mit dem Bade ausgeschüttet,
vor der eigenen Tür gefroren, zu glattem Eis.
Auf Schritt und Tritt Gefahr.
Ein um Kains Mal Gewundenes!

KAINSMAL II
erbArMEN

aus: verdichtete Träume
I
In Gottes Garten
befahlst du mir einen Iltis zu töten,
vor deinen Augen
und warfst mich auf seinen halbtoten Leib.
Da nahm ich die Schaufel und begrub ihn,
unter mir.
III
Treue Seele
Hinter der Umarmung,
im Spiegel, sah ich,
wie ich, in der Umarmung,
die Krone aus dem Fenster warf.
Es waren die Flügel meines Engels.
V
Verheerend ist die an der Aussichtslosigkeit
geschulte Hoffnung
un Heim-lich
rücken an rücken
stehe ich mir selbst nah,
schaue unverhohlen in meinen traum,
der an boden verliert,
unter meinen leichtfüßig dahin gesetzten
schritten. angst
schwingt den taktstock
und ringt den klappernden zähnen
ein blendendes weiß ab,
das als stakkato meinem schatten heim leuchtet.

Im schwarzen Fenster
spiegelt sich mein Innenleben
in dem ich nach dir Ausschau halte.
Ein Gaukler betritt die Bühne,
wetzt seine Gedanken an meiner Stirn.
Kleines Auge fällt ins Regenloch,
Kinderknöchelchen klopfen an die Pforte,
die der Schakal seit Wochen umkreist.
Kein Einlass! Nirgends!
Gib Dich zufrieden.
–
Bald sind sie weg,
die Gaukler,
die Schakale,
die falschen Propheten der Liebe.

unerhört
der rote faden
schnitt meine stimmlippen entzwei,
während sie vibrierend dem UN-ERHÖRTEN
entgegen schrien.
aus: verdichtete Träume
VII
2x nur
Einer Trophäe gleich hielt man mich dir hin,
unbewegt und lächelnd, wie ich war,
auch an diesem Morgen.
WIE EIN ZUM PFEFFERKUCHEN ERSTARRTES FINDELKIND.
Hinterhältig ließen sie
meine überstreckten Füßchen auf der Tischplatte tanzen,
trieben die Beweisführung auf die Spitze.
Während mein Blick lachend das Weite suchte.
2x nur strich jemand sanft über meine Lenden,
holte mich zurück ins Leben,
2x nur.

VIII
Gott schaute
Gott schaute zu,
als ich mir die Krumen vom Teller
verstohlen in den Mund schaufelte,
vor aller Augen, die mich anstarrten,
bis ich dieses -Ja, EssenIstLeid-Gemurmel-
zwischen den Zähnen heraus hauchte,
schüchtern, kleinLaut und von seiner Gnade berührt,
als er mir das Seil bot,
weil ich in Himmelsängsten schwang,
hoch oben, im tiefblauen Himmelsschwarz,
aus dem er mich abseilte,
auf den Boden, meiner kaltblühenden Einsamkeit.

ZURÜCKbleiben
tätowierst Du mir auf meine nackte Haut,
sofern ich mich dir nähere.
Mit heißer Nadel stichst Du mir den blauen Saft in meine Poren,
bis ich ihn atme, buchstäblich und wortgetreu,
als ungebetener Gast, in deinem Haus,
der zwischenzeitlichen Lieblosigkeit.
Ballerina in der Schattenfuge
Zwischen den Autos pfiff der Wind. Die Schneeflocken wirbelten durch die Luft, klein waren sie, zu klein, um ihnen nach zu träumen. Die Nacht brach herein. Klirrend, kalt, still. Skat! König Bube Dame! Stromausfall. Punktlandung! Ihre Wehen gingen los.
Sie konzentrierte sich auf das Blatt.. passe! Ihr Bauch schwoll an. Atmen sollte sie.
Einatmen, ausatmen, dem Fluss des Luftstroms folgen. Sie vergaß es.
Wir müssen los, dachte sie.
Wir müssen los hallte es im Raum.
Der Fahrtwind scheitelte das Gestöber der Flocken. Links und rechts der Scheibe rannen sie als Wasserlauf hinterher. Unter den Reifen des Wartburg’s entstand eine Zweistrichzeichnung, schnurstracks. Ein Kreuz, ein Quer, ein Gerade heraus ins Links, zur Seite und wieder gerade heraus. Die Flocken tanzen davor. Dünn gehäutet. Nicht wirklich schön.
Das Ziehen durchschnitt ihren Leib. Einatmen, Ausatmen.. Es will nicht, noch lange nicht, hört sie den Schritten hinterher, die durch den Saal eilten, bis sie am Ende, hinter der Tür, verhallten. Herein kam die grausige Stille, die mit dem Klicken der Uhr gemeinsame Sache machte. Einatmen, Ausatmen. Einatmen, Ausatmen. Ihre Sehnsucht geriet außer Kontrolle. Panik stieg, wann endlich ist es vorbei, wann ist ES da? Wann? Wann?
Wehen/Tropf/Ohnmacht. Schreie, ins Blau der Operationsleuchte, vom blauen Kind, das nicht atmen wollte. Ein Mädchen, hörte sie die Hebamme sagen. Ganz gesund.
Nicht wirklich schön…dachte sie. Die Schweißperlen auf ihrer Stirn flockten zusammen. Fortan, wusste sie, muss sie das Kind loslassen. Als es ihr an die Brust gelegt wurde, verstanden sie einander zum ersten Mal – nicht. Da schnitt sie ihr Herz entzwei. Lies die eine Hälfte da, die andere nahm sie mit, auf die Straße.
Kälte klopfte ans Fenster der Klinik, hinauf in den dritten Stock, ans Bett des Kindes.
Schnee von Gestern denkt die Frau. Schnee von gestern, in der Kälte zu einem Eisblock erstarrt, während sie umherirrt, atemlos, zwischen den Häuten der Finsternis,
auf ihrer mörderischen Lichtung zur Einsamkeit.
Kälte klopft es hinter ihrer Stirn. Sie weiß, sie hat das Erbe der Mutter angetreten.
Nachtmahr
Grün stechen die Augen überm Bett,
ins luftgeblasene Himmelblau der Seele,
deren Schreie wie Vögel in die Nacht irren.
Am Morgen sind sie grau, wie glatter Asphalt,
ein bisschen feucht, als hätte es geregnet
und löschen die schlaftrunkene Hitze unter der Haut.

TROPFSTEINHÖHLE
Tropfen steinen in die Höhle,
unter zwölf Bögen kauert ES,
schaut dem Rinnsal ins kalte Herz.
7.1.2022
für C&A
Fundstück
Ich zähle die Schichten zwischen Dir und mir.
Je näher sie meinem Herzen kommen,
je dünner werden sie.
Im Vorhof vibrieren sie,
durch Kinderfäustchen gefädelt,
der Kammer entgegen.
Kein Ton,
im tönernen Gefäß,
aber Licht,
auf dem Grund.
komm wider
eure puppen augen mich um
zwischen kaffedecke und
schaumgeschlagenem.
zucker pumpt es ins mündchen.
gehts gut?
gehts hübsch?
gehts wundgeschunden im seelchen?
komm wider.
vergiss mein nicht.

Frau Pelikan
zupft den Flaum aus ihrem Leib,
baut ein Kuckucksnest für’s Ei,
brütet, bis dass der Tod es scheidet,
aus ihrem Netz,
aus ihrem Kalkül,
aus ihrer Verwertung,
der eigenen Brut.

hypnos, sohn der nacht
von seiner hand berührt,
steht mein stolz
gebeugt, am bordrand
der leergefegten straße.
an meiner fessel
ein stachliges tier,
das wartet mit mir.
sella turcica
nachtnächtlich falteten sich
zehn fingerchen vor’s fensterkreuz,
zum verlässlich lächelnden mond,
hofften, sehnten und zähmten,
das klappern der winzigen zähne,
das rasen des ängstlichen hasen,
bis der ton in die ohren griff,
bis eine schlange gehäutet wurde,
bis die angst erschöpft unter die lider kroch
und sie endlich schloss.


Für Ronny
Hinter dem Fächer,
hörst Du ¿,
mein Holzpferdchen nickt
dem deinen zu.